„Muralistas“ die Mauerkunst der Mexikaner

„Muralistas“ die Mauerkunst der Mexikaner

Es gibt die Wandmalereien wahrscheinlich schon, seitdem es Menschen gibt. So wurden bei den Ausgrabungen in Pompeji solche gefunden, die von den Kunsthistorikern als die ersten Graffitis bezeichnet wurden. Weltweit sind heute Wandmalereien zu finden und so auch in Mexiko, wo sie „Murales“ genannt werden. Vor allem der Mexikaner Diego Riviera, der Ehemann von Frida Kahlo, war für die Entwicklung dieser Kunst wichtig.

Mexikanische Wandbilder – sie weisen nicht nur eine gewaltige Bildsprache auf

In den 1920er-Jahren nach der Mexikanischen Revolution entstand der Begriff „Muralismo“, mit dem eine Bewegung und Kunstform bezeichnet wird. „Murales“ hingegen bezeichnet die Wandmalerei im öffentlichen Raum, mit der nationale, sozialkritische und historische Inhalte widergespiegelt werden. Das Hauptwerkzeug der Künstler ist der Pinsel, wobei auch andere Techniken zum Einsatz kommen, wie bspw. Sprühpistolen. Allerdings sind die meisten der Murales in der sogenannten Fresko-Technik gemalt.

Die Muralisten von Mexiko – der kulturelle Nationalismus

Weltweit war das 20. Jahrhundert von großen Kriegen und Umbrüchen geprägt und dies galt ebenfalls für Mexiko. Für das Land ergaben sich weitreichende Veränderungen, die ausgelöst wurden durch die große Revolution von 1910.

Die wechselnden Regierungen machten es sich zur Aufgabe in den unstabilen Zeiten der postrevolutionären Ära, die von links- wie rechtsgerichteten Parteien zu gleichen Maßen beeinflusst wurde, sich für ein neues Nationalbewusstsein einzusetzen. Einen wesentlichen Einfluss auf die Formierung einer Bewegung, die eine Basis für eine neue nationale Identitätsfindung der mexikanischen Bevölkerungen bieten sollte, hatte der mexikanische Bildungsminister und Philosoph JoséVasconcelos Calderón in den frühen 1920er-Jahren.

Er gab jungen mexikanischen Künstlern den Auftrag, öffentliche Gebäude als „Leinwand“ zu nutzen und monumentale Wandmalereien (Murales) anzufertigen. Diese sollten ausgewählte Auszüge aus der mexikanischen Geschichte aufweisen, aber auch bestimmte Traditionen und die kulturelle Vielfalt des Landes. Selbst die Ausbeutung durch die Europäer, mit der die sozialen Missstände begannen, sollten aufgezeigt werden und ebenso sollte die vermeintlich hoffnungsvolle Zukunft visualisiert werden.

Die sogenannten Muralisten entwickelten mit der Zeit eine neue traditionelle, volkstümliche Kunstrichtung, die durch zahlreiche vorspanische, moderne mexikanische und europäische Stilrichtungen beeinflusst wurde. Diese sollte der vorherrschenden Akademiekunst ein Ende setzen. Calderon wollte erreichen, dass Kunst nicht nur einem eingeschränkten Kreis vorbehalten war, sondern dem ganzen Volk zugänglich war. Zugleich sollte diese Kunst der Sozialisierung und politischen Aufklärung dienen. Bereits die Azteken und Maya im alten Mexiko hatten dies didaktische Mittel eingesetzt, um bestimmte Inhalte der zum großen Teil analphabetischen Bevölkerung zu vermitteln. Diese Vorgehensweise machte sich die katholische Kirche im kolonialen Spanisch Amerika ebenfalls zunutze.

„Muralistas“ die Mauerkunst der Mexikaner

Die „Tres Grandes“ der Muralismo-Bewegung

Die sogenannten „Tres Grandes“ Diego Rivera, José Clemente Orozco und David Alfaro Siquerio warten die Hauptvertreter der muralismo-Bewegung. Sie interpretierten ihren Gesellschaftsauftrag in ganz unterschiedlicher Weise und verwendeten für ihre Murales diverse Techniken.

Rivera nutzte die Fresken-Technik, die er von seinem langen Aufenthalt in Europa mitbrachte. Bei der traditionellen Technik der Freskenmalerei wird Wasserfarbe auf feuchten Mörtel aufgetragen. Andere Muralisten, wie bspw. Siqueiros bevorzugten eher die innovativeren Methoden wie die Verwendung von gefärbtem Zement, der mithilfe von Sprühpistolen aufgetragen wurde.

Diego Rivera beendete 1935 sein berühmtes Werk „La Historia de Mexico“, das er auf die Wände des Nationalpalastes in Mexiko Stadt verewigte. Das Werk zeigt in teils idealisierter, teils sozialkritischer Weise die Geschichte Mexikos von den vorspanischen Anfängen bis hin in die Moderne. Auch David Alfaro Siqueiros glorifizierte ebenso wie Rivera die mexikanische Revolution aber betonte in seinen Werken die Unterdrückung und Ausbeutung der unteren Schichten der Gesellschaft.

 

„Los tres grandes“ (oder „die großen Drei“, wie sie genannt werden) widmeten ihr Talent der Präsentation der Geschichte ihres Landes von seinen Anfängen. Damit haben sie ein Vermächtnis hinterlassen, das weiterhin neue Generationen mexikanischer Künstler inspiriert. Gleichzeitig bewahrten sie eine künstlerische Tradition, die im Herzen des kulturellen Erbes dieses Landes liegt. Heute ist der Einfluss von Rivera, Orozco und Siqueiros im ganzen Land zu sehen. Dies reicht von den Wandgemälden, die die Dörfer der zapatistischen Rebellen im Dschungel von Chiapas schmücken, bis zu denen, die die Straßen an den Stadtmauern von Mexiko-Stadt säumen.

 

José Clemente Orozco – er nahm an Bedeutung zu

Immer mehr an Bedeutung gewann Mitte der 1930er Jahren José Clemente Orozco als Muralist. In den Jahren zwischen 1936 und 1939 fertigte er drei monumentale Zyklen auf den Wänden drei bedeutender Gebäude an: Universidad de Guadalajara, dem Palacio de Gobierno und dem Hospicio Cabañas. Die Werke zeigte die spanische Eroberung Mexikos auf. Besonders gegen Riveras utopischer Version der vorspanischen Geschichte stellt sich Orozco und zeigt seine idealisierende Sicht der revolutionären Kämpfe gegen den folkloristischen Indigenismus auf. Für ihn waren es nicht Ort, Zeit, ethnische Zugehörigkeit oder Kultur, die den Grund für das Scheitern, Freiheit und Gerechtigkeit zu erreichen, sondern in der allgegenwärtigen Fehlbarkeit des Menschen.

Die muralismo-Bewegung expandierte nach 1930 bis nach Argentinien, Brasilien und Peru. Selbst auf einigen öffentlichen US-amerikanischen Gebäuden fanden sich die Wandmalereien wieder.

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